Nudeln in Xi’An

Eine kurze Schnellzugfahrt brachte mich von Pingyao nach Xi’An. Dort war es glücklicherweise ein bisschen wärmer, wenn auch nur minim. Nach einer kurzen Fahrt mit der Metro war ich dann in meinem Hostel, welches ausser mir nur von Chinesen bewohnt wurde. Mit Englisch gings gerade so knapp. Danach machte ich mich auf, um eine Spezialiät der Provinz Shaanxi zu probieren: Biang Biang Nudeln. Zwei Sachen sind an ihnen speziell: Erstens sind sie sehr dick, breit und lang. Sie werden oft mit Hosengürteln verglichen. Ausserdem ist „biang“ das schwierigste Schriftzeichen überhaupt. Es ist also kein Problem, diese Nudeln auf der Speisekarte zu erkennen (Klick hier für ein Bild), da es so prägnant ist. Sehr lecker! Danach ging ich durch das muslimische Viertel: Xi’An hat eine grosse Anzahl von Muslimen, was einen interessanten Mix aus verschiednen Kulturen ergibt…Und wahnsinng gutes Essen 🙂 IMG_4937Biang Biang Nudeln
image-2015-11-01Ein Spiesschen gefällig?image-2015-11-01(3)Scharfe Lamm-SpiesschenIMG_4939
Im muslimischen Viertel (Man beachte die arabische Schrift…)

Am nächsten Tag machte ich mit meinem Zimmergenossen Vincent, der relativ gutes Englisch sprach, auf in Richtung Terrakotta-Armee. Für dass es die grösste Attraktion in Xi’An ist, ist es verdammt mühsam zu erreichen, so finde ich!
Dort verbrachten wir den ganzen Tag! Es war zwar sehr eindrücklich, jedoch finde ich, dass es massiv zu teuer ist: Das untenstehende Foto ist eigentlich alles, was man zu sehen bekommt. Das meiste der riesigen Anlage ist noch nicht ausgegraben, und man sieht nur einen Haufen Erde…image-2015-11-01(1)

Trotzdem ein Must-See! Muss wohl seinerzeit sehr eindrücklich gewesen sein!
IMG_4978 Detail eines Kriegers IMG_4963
Jeder Krieger ist mit individuellen Gesichtszügen einzigartig!

Am nächsten Tag war es sehr kalt und regnerisch, weshalb ich nur etwas mühsam aus dem Bett kam! Vincent, ich und noch ein paar Andere aus dem Hostel gingen deshalb in ein Museum. Dieses fand ich sehr langweilig, da es nur antike Vasen auf 3 Stockwerken waren. Oh…Noch eine Vase…Toll! Viel besser fand ich jedoch das Nachtessen: Ein riesiges Restaurant, welches nur ein einziges Gericht serviert. Dieses dafür sehr gut!
IMG_4986Der Glockenturm in der Mitte der Stadt IMG_4995
Nudelspezialität

Der nächste Tag war wieder etwas wärmer, weshalb ich loszog, um auf der alten Stadtmauer zu gehen. Die Stadtmauer von Xi’An ist die grösste der Welt. Ringsum zu gehen ist ein Tagesmarsch, und ich feierte darauf „60 Tage unterwegs“!
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Erwartung & Realität

Meine nächste Station in China hiess Pingyao in der Shanxi Provinz, etwa auf halbem Weg nach Xi’An. Dort wollte ich eine Nacht lang einen Zwischenhalt einlegen, da ich im Internet gelesen hatte, es sei schön (Weltkulturerbe).
Ein Nachtzug brachte mich von Beijing dort hin. Der Zug fuhr erst um Mitternacht los, weshalb ich recht lange am völlig überlaufenen Bahnhof warten musste. Immerhin konnte ich mich mit meinem „Nachbarn“, welcher auch auf dem Boden sitzen musste, auf Englisch unterhalten. Als der Zug los fuhr, bin ich bald eingeschlafen: Ich habe nur noch etwas in meinem Buch gelesen (Mao’s Biografie), da ich abgesehen von Zug, Bus und Flugzeug selten Zeit zum Lesen habe.

Am nächsten Morgen kam ich in Pingyao an und lief zur Altstadt, welche sehr gut erhalten ist und als eine der schönsten in ganz China gilt. Ich lud meinen Rucksack im Hotel ab – ich habe mir wieder mal ein Einzelzimmer gegönnt – und wanderte dann durch die Strassen. In der Tat ist es ein sehr schönes Städchen, jedoch wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt: So fühlt man sich in den verwinkelten Gassen zwischen den traditionellen Steinhäusern einerseits wie im alten China, der Schein wird aber andererseits von tausenden Souvenirläden getrübt, welche die alten Strassen säumen. So wird es vor 700 Jahren wohl kaum ausgesehen haben. Schade, dass dieses Unesco-Kulturerbe so verschandelt wurde.
image-2015-10-27(1)An der „Touristenmeile“image-2015-10-27(3)Wenn die Geschäfte schliessen siehts besser aus…image-2015-10-27(2)Ein Park in der AltstadtIMG_4900Nicht überall ist die Stadt gut erhalten!

Es ist trotzdem ein sehr schöner Ort. Als Beispiel kann ich auch mein Hotel nennen, welches in einem traditionellen Haus mit einem schönen Innenhof liegt. Ausserdem konnte ich auch 刀削麵 probieren: Diese Nudeln werden von einem „Block“ Teig mit einem Messer abgeschnitten (刀 = Messer, 削 = schneiden, 麵 = Nudel).
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刀削麵 mit „Pingyao-Beef“

Nach einem Tag in Pingyao hatte ich das Gefühl, das wichtigste Gesehen zu haben, und machte mich nach einer erholsamen Nacht im Hotel auf nach Xi’An.
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Der Innenhof meines Hotels

Frieren in Beijing

Der Bullet-Train von Shanghai brachte mich mit über 300km/h in unter fünf Stunden nach Beijing. Als ich aus dem Zug stieg, bemerkte ich sofort, dass es dort viel kälter war als im mehr als 1000km entfernten Shanghai. Dort bin ich im T-Shirt und kurzen Hosen eingestiegen: In Beijing trugen die Leute schon Winterkleidung, so dass ich auf dem Weg zum Hostel wegen meiner kurzen Hosen verdutzte Blicke erntete.

Am nächsten Morgen machte ich mich auf, um das klassische Touristenziel Pekings zu besuchen: Der Tiananmen-Platz, das Tor des himmlischen Friedens (auf Chinesisch 天安門 ‚Tiananmen‘) und die Verbotene Stadt. Ich musste all meine Kleider anziehen: Zwei Pullover und die Windjacke. Zu allem Übel regnete es auch noch! Aber jammern will ich trotzdem nicht, zumal es nach über 50 Tagen reisen erst das dritte Mal regnete.
Den Tiananmen-Platz hatte ich ziemlich schnell gesehen…Einfach ein grosser Platz, wenn man von der wichtigen (und tragischen) Geschichte absieht. Danach ging ich in die Verbotene Stadt, wo ich den ganzen Nachmittag verbrachte: Sie ist gigantisch gross. Wegen dem schlechten Wetter hatte es für chinesische Verhältnisse auch nicht all zu viele Leute.
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Tiananmen
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In der Verbotenen Stadt

Als nächstes stand die Grosse Mauer auf meiner „Must-See-Liste“. Ich habe einen unrestaurierten Abschnitt ausgewählt (金山嶺 Jinshanling), der etwa 3.5h von Peking entfernt liegt. Ich erhoffte mir, so den Menschenmassen zu entgehen. Ich konnte den Bus, den Eintritt und ein Mittagessen zu einem recht fairen Preis im Hotel buchen: Individuell zu diesem Abschnitt zu gelangen wäre echt mühsam gewesen! Wir hatten dann drei Stunden frei zur Verfügung, auf der Mauer von Punkt A nach B zu wandern, wo uns der Bus wieder abholte.
Tatsächlich hatte ich die Mauer weitgehend für mich alleine, und das bei prächtigem Herbstwetter. Jinshanling bedeutet „goldene Bergkette“, was wegen den schönen Herbstfarben tatsächlich stimmte. Ich war ziemlich schnell schon am Ziel, weshalb ich noch etwas weiter ging: Die Mauer war dort schon recht in üblem Zustand, aber es war trotzdem sehr schön! Ich musste aber aufpassen, da dieser Abschnitt teilweise richtige Kletterpartien erforderte, und meine Schuhe mittlerweile in übler Verfassung sind!
Auf dem Rückweg nach Peking standen wir dann ewigs im Stau, was meine Stimmung etwas trübte. Ich gönnte mir dann aber eine Peking-Ente, was mich schnell wieder glücklich stimmte. Vor allem war ich stolz, dass ich alles auf Chinesisch bestellen konnte und mich die Kellnerin verstanden hat! Sogar meine Frage, ob sie 炒鴨骨 (lit. ‚gebratene Entenknochen‘, den „Rest“ der Ente) haben, hat sie verstanden, so dass ich nach kurzer Zeit das köstliche Fleisch von den Knochen nagte 🙂
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Auf der Grossen Mauer
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Nachtessen: Pekingente

Am nächsten Tag schlief ich recht lange, und ich spürte, dass ich vom Auf und Ab auf der Mauer Muskelkater hatte. Ich bin deshalb den Tag ruhig angegangen, weshalb ich nur den Himmelstempel besucht habe, und im umliegenden Park herumgeschlendert bin.
Am Abend habe ich noch eine Kollegin getroffen, welche in in Qingdao kennengelernt hatte. Wir sind mit ein paar ihrer Kollegen in eine Bar, wo wir ein wichtiges American-Football Spiel angeschaut haben: Der Sport an sich interessierte mich nicht, das gratis Bier bei jedem Touchdown allerdings schon 🙂
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Die grösste Stadt Chinas

Die Zugfahrt von Suzhou nach Shanghai war mein bisheriges Reisehighlight: Ich habe mir für 14 Kuai („Kuai“ entspricht etwa dem schweizer Wort „Stutz“) das billigste Zugticket nach Shanghai gekauft, und somit einen Platz im schäbigsten Wagen des ganzen Zuges erhalten. Der Zug kam von der mongolischen Grenze, weshalb die Leute schon ganz schön müde aussahen. Überall Gepäck, ein riesen Chaos. Ich mittendrin – Kein anderer Tourist weit und breit. Die Leute starrten pausenlos.
Plötzlich begann eine Frau in Uniform durch den ganzen Wagen zu schreien: Sie begann eine Auktion, in welcher sie verschiedene Waren aus der Mongolei verhökerte: Hüte, Trockenfleisch und solche Sachen.
Ich war in diesem Moment so glücklich… Ein so realer Augenblick – Einblick in das Leben einfacher chinesischer Leute. Schwer zu beschreiben! So simpel, doch so wichtig für mich: Genau für solche Momente will ich Reisen!

Nach etwa eineinhalb Stunden kam ich in Shanghai an und nahm die Metro zu meiner Unterkunft. Ich habe mir über AirBnB wieder mal ein Einzelzimmer gebucht. Eine junge Frau, welche ihr Gästezimmer an Touristen vermietet: Bis jetzt wohl die beste solche Unterkunft: Sauber, gratis Getränke, Snacks und Aussicht aus dem achten Stock.
Nachher bin ich zum Jing’An-Tempel gefahren, und habe dort die Umgebung ein wenig erkundet. Später ging ich noch zum weltberühmten „Waitan“, um dort das klassische Tourifoto zu schiessen 😉
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Jing An Tempelimage-2015-10-20(1)Bei Tag…image-2015-10-20(2)
…und bei Nacht!

Am nächsten Tag habe ich das historische Zentrum Shanghais besucht. Eigentlich sehr schön, wären da nicht die anderen hunderttausend Touristen aus aller Welt gewesen. Ich habe mir den Yu-Garten angeschaut, bin durch die Gassen gewandert, 40 Minuten für einen Happen Essen angestanden…Das Übliche halt.
image-2015-10-20(3)image-2015-10-20(4)Im Yu-Garten in der Altstadt

Am nächsten Tag wollte ich eigentlich zur Fengjing-Watertown gehen. Ich wusste, dass sie im Jinshan-Distrikt liegt, weshalb ich den Zug dorthin nahm. Nach einer Stunde kam ich dort an, laut Google Maps war ich aber über 20km von meinem Ziel entfernt. So sind die Distanzen in China: Nach einer Stunde Schnellzug ist man zwar immer noch in der selben Stadt, jedoch sind die Distanzen einfach enorm. Ich warf meinen Plan schnell über den Haufen, da ich keine Chance hatte, den richtigen Bus nach Fengjing zu erwischen.
Ich ging einfach los und fand bald den Ozean. Nach einem kurzen Marsch war ich plötzlich in einem kleinen Fischerdorf. Keine Touristen, nur ein paar Einheimische! Tausend Mal besser als die überlaufene Altstadt!
Nach ein wenig Seafood und ausgiebigem Erkunden des Dörfchens kehrte ich mit dem Zug wieder zurück in das Stadtzentrum.
image-2015-10-20(5) image-2015-10-20(6)Fischerdörfchen bei Jinshan

An meinem letzten Tag in Shanghai wollte ich trotzdem noch eine Watertown besuchen: Dieses Mal suchte ich aber eine aus, die ich sicher finden würde: Qibao. Ich fand sie auch, so wie alle anderen Touristen auch. In China fühle ich mich wie ein Superstar: Ständig wollen irgendwelche Leute Fotos mit mir machen – Nach einer Woche in China schon in über 30 fremden Fotoalben 🙂
Qibao war aber trotz den vielen Leuten recht schön.
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Wasser, Roller und Essen

Nach mehr als 700km Zugfahrt kam ich gegen Abend in Suzhou in der Provinz Jiangsu an. Mit einem Taxi fuhr ich zu der historischen Pingjiang-Strasse, wo ich eine Jugendherberge gebucht hatte. Nach einem kurzen Marsch fand ich diese auch. Nach dem Check-In bin ich ein wenig der Pingjiang-Strasse entlang gelaufen, und habe bemerkt, dass es auffallend viele westliche Einrichtungen wie zum Beispiel ein Starbucks an dieser 1000 jährigen Strasse gab.

Am nächsten Morgen habe ich wieder mal etwas Schlaf nachgeholt, und bin dann zu Fuss zum 拙政 – Garten gelaufen. Dieser gilt als einer der schönsten im südlichen China. Und in der Tat! Ein wunderschöner, riesiger chinesischer Garten! Ich habe aber auch bemerkt, dass er sehr beliebt ist, da es sehr viele Leute dort hatte. Ich habe trotzdem fast den ganzen Nachmittag dort verbracht.image-2015-10-16(1) image-2015-10-16(4)
Im chinesischen Garten

Auf dem Rückweg zur Jugendherberge habe ich die Pingjiang-Strasse bei Tag bestaunt. Schon sehr eindrücklich! Am Abend ging ich in ein Restaurant eine höllisch scharfe Nudelsuppe essen. Ein Erfolg, wenn man bedenkt, dass ich mich seit meiner Ankunft in China praktisch nur mit meinen paar Brocken Chinesisch verständigt habe!
image-2015-10-16(2) image-2015-10-16(3)An der Pingjiang-Strasse
IMG_4632Nachtessen: Das Rote ist Chiliöl

Am nächsten Tag bin ich dann losmarschiert, um einen anderen alten Teil der Stadt zu sehen. Es war ganz schön weit, und die Leute haben mich auf dem Weg mit grossen Augen angestarrt. Einige hielten sogar mit ihrem Roller an, um mir Zigaretten anzubieten. Ich lehnte danked ab.
A propos Roller: In Suzhou besitzt jeder einen Elektroroller, mit denen durch die engen Gassen geheizt wird. Da sie keinen Motor haben, hört man sie nicht, bis sie wie ein Blitz haarscharf an einem vorbei rasen. Also aufgepasst!
Nach diesem Marsch gelangte ich zum Changmen-Tor. Dort machte ich erstmal halt und ass einen Snack: Peinlich nur, dass ich das Zeichen mit verwechselt habe, somit etwas bestellt hatte was sie nicht haben, und mich die junge Frau am Stand nur lange angeschaut hat. Ich entschuldigte mich für mein schlechtes Chinesisch und kriegte doch noch mein Mittagessen für umgerechnet 1.- …Anfängerfehler!IMG_4643
Das Changmen-Tor

Danach schlenderte ich über die Shantang-Strasse, kaufte ein paar Spiesschen als Snack – diesmal in fehlerfreiem Chinesisch, oder so… – und ging über einen kleinen Markt: Fischköpfe, noch lebende Hühner, schon tote Hühner, allerlei Gerüche und jede menge Leute.IMG_4649 IMG_4650
An der Shantang-Strasse

Später ging ich wieder zurück und machte ein Nachmittagsschläfchen, da mir die Füsse weh taten.
Am Abend gings dann wieder auf die Suche nach etwas Essbarem.image-2015-10-16