Vietnam Tag 5/6 – Sa Pa und Umgebung

Mit dem Nachtzug geht es also in Richtung Lao Cai, wo uns am nächsten Morgen ein Bus abholen soll. Geplant und gebucht sind zwei Nächte bei Einheimischen zu verbringen.
Bei der Fahrt zum Bahnhof merken wir, warum wir fast keine Touristen gesehen haben. Diese sitzen alle in der Innenstadt, wo man in den Strassen mehr Europäer als Asiaten sieht. Zum Glück konnten wir dem entfliehen.
Am Bahnhof bekommen wir die Zugtickets und werden vom Guide zum falschen Perron gebracht. Dies bemerken wir schnell und fragen einen Zugbegleiter nach dem Weg. Wir kaufen auf dem Perron noch zwei Bier und steigen in den Zug ein. Die Zugbegleiterin ist schlecht gelaunt und ist eine grässliche Giftspritze! Wir finden dennoch unser Abteil, und wir sind gespannt, wer mit uns Reisen wird. Zur Tür herein kommen 3 Vietnamesen, 2 Frauen und ein kleiner Junge. Spannend! Im Zug finden wir ausserdem heraus, dass dies der einzige Ort in Vietnam ist, wo Rauchverbot herrscht. Wir sind 8 Stunden gefangen…
Der Zug fährt los, ich nehme nach 5 Minuten eine Reisetablette – Man wird fast vom Bett geschleudert! Das kann ja heiter werden. Der Junge ist fasziniert von Marcels Handy und spielt eine Runde damit!

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Im Zug zusammen mit Einheimischen!

Wir schlafen wenig, trotzdem kommen wir etwa um 6 Uhr an. Wir steigen aus und finden draussen gleich den Bus, der uns nach Sa Pa bringt. Schon während der Fahrt sehen wir die wunderschönen Reisterrassen. Die Reisetabletten mitzunehmen war eine gute Idee.
Nach einer Stunde fahrt kommen wir in Sa Pa an. Das Wetter ist nicht berauschend: Nebel und Regen, trotzdem warm. Wir können in einem recht luxuriösen Hotel frühstücken. Nachher werden wir unserem Privat-Guide vorgestellt und werden mit einem Privatbus aus Sa Pa gekarrt. Nach etwa 30 Minuten Fahrt steigen wir aus und laufen los. Wir wussten nicht, dass für uns ein Guide, geschweige denn eine Trekkingtour geplant ist. Der Nebel lichtet sich und wir haben eine Aussicht, die sich nur schlecht in Worte fassen lässt. Vietnams Natur ist unglaublich. Die Reisterrassen sind unbeschreiblich schön. Seht selbst:

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Wir schleppen übrigens unser ganzes Gepäck mit, ungefähr 17 Kilogramm pro Person. Die Wanderzeit beträgt etwa 3 Stunden. Etwa in der Hälfte gibts Lunch. Etwas später treffen wir auf Wasserbüffel, die friedlich am Wegrand grasen.

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Wasserbüffel auf dem Weg zur Gastfamilie!

Als wir bei unseren Gastgebern ankommen, gibt es erstmal Grüntee. Die Aussicht von dem Haus ist gewaltig. Wir befinden uns in einer sehr armen Gegend, das Haus ist verhältnismässig gross, mit extra Anbau für die Gäste.

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Die Aussicht, die wir beim Essen haben

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Der Anbau für die Gäste

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Hier drin kocht die Familie – Geschlafen wir unter dem Anbau, auf einer nur mit Tüchern abgegrenzten Matratze

Es ist noch relativ früh, also gehen wir in den Fluss baden. Unser Gastgeber meint, dass es keine Krokodile hat. Wir glauben ihm Zwinkerndes Smiley Wir sind tropfnass vom Wandern (das T-Shirt könnte man auswringen), somit kommt die Abkühlung gelegen! Nach dem Baden spielen wir eine Spiel. Die Regeln haben wir bis zum Ende noch nicht ganz begriffen, unser Guide ist jedoch Profi in diesem Spiel. Mit seiner Hilfe gewinne ich gegen den Gastgeber. Es ist eine Art Schach, gemischt mit Mühle.

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Eine Art Schach, das wir auf einem improvisierten Spielbrett spielen

Nach der Partie kehren wir zum Haus zurück, wo es bald das Nachtessen geben wird. Frühlingsrollen, Tofu, Kürbis, Chilisauce, Rind, Gemüse und natürlich: Reis! Gegessen wird draussen, die Aussicht ist gut und das Essen ist köstlich. Die Stäbchen-Ess-Technik wird mit Hilfe vom Guide verfeinert. Dazu gibt es Reiswein, der es jedoch in sich hat: 35 Volumenprozent. Wir trinken gemeinsam mehr als eine Flasche, bis der Gastgeber kapituliert und es somit für die Anderen auch nichts mehr gibt. Während dem Trinken bringen uns die Einheimischen ein paar Brocken Vietnamesisch bei. Am wichtigsten natürlich der Trinkspruch: “Chué sué khoe”. Wir lassen uns die verschiedenen Bergvölker erklären, sprechen über die Unterschiede zur Schweiz und diskutieren hin und her. Bedenke: Nicht alle verstehen die englische Sprache. Die Atmosphäre ist super, das Erlebnis ist einmalig – Wir sind hin und weg! Wir feiern bis etwa 23 Uhr, dann ist schlafen angesagt, denn am nächsten Morgen sollen wir wieder Trekken gehen.

Am nächsten Morgen werden wir geweckt, es soll bald Frühstück geben. Der Kopf tut weh – Der Gastgeber beneidet mich um meine Kopfschmerztabletten – Ich gebe ihm eine ab. Er schluckt sie ohne Wasser. Ok. Zum Frühstück gibt es Reis und Schweinefleisch. Das Fleisch ist frisch, manchmal hat man noch ein Schweinehaar im Mund… Gewöhnungsbedürftig, aber man soll ja nicht jammern: Wir sind bei Einheimischen zuhause, die extra für uns kochen!

Später laufen wir los. Der Tourguide weiss nicht, wo es durchgeht. Er lächelt und liest Spuren im Boden. Durch die Reiseberge jagt er uns auf und ab, wir sind schon nach einer Stunde völlig fertig. Der Weg ist ca. 20cm breit, daneben fällt man 2 Meter von einer Reisterrasse. Aufpassen, denn manchmal ist es ganz schön sumpfig!

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Meine Schuhe – Noch nicht am Ziel

Wir verirren uns halbwegs in den Reisbergen, der Tourguide hat keine Ahnung, also laufen wir mal quer durch einen knietiefen Fluss. Wir wollten Abenteuer – Wir haben es bekommen! Die Schuhe sind jedenfalls wieder sauber!
Als wir eine normale Strasse finden, sind Marcel und ich von oben bis unten schweissnass! Die Sonne ist gnadenlos, ich hole mir einen leichten Sonnenbrand. Wir sind am Ende, ich sage unserem Guide, er solle Roller organisieren. Er nimmt das Telefon hervor.

Wir können uns den Rückweg also sparen. Wir warten in einer total heruntergekommenen Hütte auf unsere 2-Rad-Taxis. Es bricht uns das Herz: In der Hütte wohnt ein junges Paar mit einem 2 Monate alten Baby. Armut hautnah! Wir kaufen ein Getränk ab.

Roller kommen, wir steigen auf. Kein Helm, der auf unseren Kopf passt, also ohne! Die Fahrt ist ein Abenteuer für sich: Was in Vietnam als Strasse gilt, würde in der Schweiz als Bergwanderweg gelten. Halbmeter tiefe Schlaglöcher, grosse Gesteinsbrocken, riesige Schlammpfützen: Alles kein Problem für vietnamesische Rollerfahrer! Während der Fahrt verabschiede ich mich schon von den Lebenden, aber siehe da: Wir kommen ohne Kratzer am Ziel an. Heute kommen noch zwei Pärchen, die eine Nacht im selben Haus schlafen. Wir sind gespannt auf den heutigen Abend!

Grüsse
Damian und Marcel

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